Skiservice: Wachsen

Welcher Skifahrer kennt das folgende Problem nicht: Am ersten Tag des Skiurlaubs reicht der Schwung locker aus um durch das flache Stück zu gleiten, am zweiten geht es nur schleppend vorwärts und am dritten Tag muss man sogar anschieben. Kurz gesagt die Ski laufen nicht mehr. Bei nassem, sulzigem Schnee, wie man ihn in den Osterferien am Ende der Skisaison oft vorfindet, kann das zu einem echten Problem werden. Die Diagnose ist klar: Der Ski muss wieder gewachst werden.

Damit der Fahrspaß erhalten bleibt, sollte der Ski immer gewachst sein. Vor dem Skiurlaub sollte das natürlich im Zuge des Skiservices im Sportfachgeschäft passieren. Denn der Händler hat die Möglichkeit, die Ski heiß zu wachsen. Im Urlaub kann dann meistens nur noch Kaltwachs aufgetragen werden, weil in der Regel nur echte Cracks ein Bügeleisen dabei haben, um den Belag zu wachsen.

Funktionsweise

Dass man mit Skiern überhaupt den Berg hinunterfahren kann, liegt in der Physik begründet. Der Gleiteffekt kommt zustande, da durch die Reibung und den Druck, der auf den Schnee wirkt, ein Wasserfilm zwischen Schnee und Belag entsteht. Diesen Effekt nutzt man ebenso beim Schlittschuh und Schlittenfahren. Allerdings entsteht durch den Kontakt mit dem Wasserfilm bremsende Reibung. Man könnte die Reibungseffekt auch nachstellen, indem man einige Tropfen Wasser auf eine glatte Oberfläche gibt und dann eine CD darauf legt. Es scheint, als würde sich die CD festsaugen. Dadurch kann man sich vorstellen, wie stark sich diese Reibung auf die Haftung des Skis auswirkt und beim Fahren bremst.

Hier kommt das Wachs ins Spiel, denn mit Skiwachs kann die Reibung gesenkt werden, denn durch die wasserabweisende Wirkung des Wachses wird die Gleitfähigkeit der Bretter erhöht. Das liegt daran, dass die Wachsmoleküle unpolar sind. Da Wasser aus Dipol-Molekülen besteht, wird es wegen der unterschiedlichen Polarität abgestoßen. Mit der Zeit aber verschwindet das Wachs aus dem Belag und der Ski gleitet schlechter.

Heißwachs vs. Kaltwachs

Unter Heißwachs versteht man Wachse, die bei Zimmertemperatur fest sind, meist als Stangen erhältlich sind, mit Maschinen oder klassisch mit dem Bügeleisen aufgetragen werden. Man unterscheidet dabei zwischen weichen und harten Heißwachsen. Weiche Heißwachse werden bei ca. 120° C aufgetragen und harte bei ca. 150° C. Kaltwachse sind meistens Pasten oder Flüssigwachse, die mit einem Tuch aufgetragen werden können und nicht erhitzt werden müssen. Es gibt auch harte Kaltwachsstangen, die auf den Belag gerieben werden können.

Der ausgesprochene Vorteil beim Heißwachsen ist, dass bei diesem Verfahren das Wachs in viel tiefere Belagsschichten vordringen kann. Wenn man den Belag erwärmt, erweitert sich die Molekularstruktur, sodass die Poren mehr Wachs aufnehmen können. Dementsprechend hält die Wirkung des Wachses auch länger an, da mehr Wachs als nach dem Kaltwachsen im Belag vorhanden ist. Aufgrund der deutlich längeren Haltbarkeit, gibt es im Bereich der Heißwachse hochwertigere Produkte, die Fluor enthalten. Fluorierte Wachse sind haben eine noch stärkere wasserabweisende Wirkung, sind aber auch teurer in der Herstellung.

Kaltwachs hingegen hat seine Vorteile in der einfachen Handhabung. Man braucht hier kein Bügeleisen oder ähnliches, es reicht die Paste mit einem Tuch aufzutragen. Meistens haben Kaltwachstuben sogar einen Schwamm zum Verteilen und ein Filz zum Polieren.

Wie erkennt man, dass der Belag wieder gewachst werden muss?

Die Gleitfähigkeit eines Skis nimmt während des Fahrens kontinuierlich ab, deshalb fällt es oft nicht leicht, den Unterschied zu spüren. Umgekehrt fällt es aber sehr wohl auf, wenn man allmählich den ungewachsten Ski gewohnt ist und nach dem Wachsen plötzlich das viel bessere Gleitverhalten der Latten wahrnimmt. Ein Indiz dafür, dass der Ski eine Portion Wachs nötig hat, ist oft ein grauer Belag. Wenn der Belag das Wachs verloren hat, verliert er seine tiefschwarze Farbe. Dann wird es Zeit, den Ski zu wachsen. Insbesondere bei Kinderskiern kann dieses Phänomen öfter auftreten, da sie möglichst günstig produziert werden sollen und die Beläge daher eine sehr dichte Molekularstruktur haben. Sie können daher nur wenig Wachs aufnehmen und die Gleitfähigkeit verschlechtert sich schneller als bei Skiern für Erwachsene.

Das richtige Wachs

Aufgrund unterschiedlicher Wetterverhältnisse kann Schnee viele verschiedene Erscheinungsformen haben. Man kann Schnee nach verschiedenen Kriterien, die sich gegenseitig beeinflussen, wie zum Beispiel Temperatur, Alter, Feuchtigkeit oder der Struktur der Kristalle unterscheiden. Daraus ergeben sich sehr spezifische Anforderungen an ein Wachs. Im Rennbereich nutzt man daher verschiedene Wachse und kombiniert diese mit Additiven wie Fluor oder Silikon. Allerdings wäre das für den privaten Gebrauch ein zu hoher Aufwand. Man unterscheidet meist zwischen Wachs für trockenen, kalten Schnee und Wachs für feuchten, warmen (gegen 0° C) Schnee. Oftmals kommen auch Universalwachse zum Einsatz, die bei allen Bedingungen verwendet werden können. Auch diese können je nach Erwartungshaltung durchaus ausreichend sein. Allgemein kann man hier sagen:

Ein Universalwachs ist in jedem Fall besser als kein Wachs.

Richtig wachsen

Wie schon erwähnt sollte man vor dem Skiurlaub die Ausrüstung zum Skiservice zu einem Sportfachgeschäft bringen, der dort mit den zur Verfügung stehenden Maschinen professionell gemacht wird. Dabei tragen wir je nach Jahreszeit verschiedene fluorierte Wachse für kalte oder warme Verhältnisse auf. Wenn man seine Ski selbst wachst, sollte man darauf achten, dass man nicht wie oft fälschlicherweise eine dicke Wachsschicht auf dem Belag lässt. Das Wachs sollte mit einer Abziehklinge abgezogen werden und danach ausgebürstet werden. Damit wird gewährleistet, dass die Poren des Belags offen bleiben, sonst gleitet der Ski schlecht. Auch beim Kaltwachsen heißt weniger manchmal mehr. Hier sollte das Wachs gut verteilt werden und danach mit einem Filz poliert werden.

Der richtige Zeitpunkt kann für die Haltbarkeit des Wachses auch von Bedeutung sein. Es bietet sich an den Ski in den Skikeller zu stellen und zu warten, bis er Zimmertemperatur erreicht, denn dann erweitert sich die Zwischenräume zwischen den Molekülen des Belags und das Wachs dringt tiefer in den Belag ein. Wenn man den Ski auf der Piste wachsen würde, wenn die Temperatur des Belags unter 0° C wäre, würde der Belag nur wenig Wachs aufnehmen, und es wäre schon bald wieder an der Zeit, ihn erneut zu wachsen.

Im Skiweltcup werden die Ski sogar in Kammern (sogenannte Hot Boxes) gestellt, wo sie auf Temperaturen zwischen 60° C und 70° C gebracht werden. Damit werden noch bessere Ergebnisse erzielt, aber Zimmertemperatur dürfte für die meisten Wintersportler genügen.

Fazit

Mit Wachsen kann man mit verhältnismäßig geringem Aufwand, den Fahrspaß deutlich erhöhen. Denn die wenigen Minuten Arbeit, die man beim Kaltwachsen hat, machen sich sofort durch besseres Fahrverhalten bemerkbar. Auch und gerade Kinder merken den Unterschied, da ihre Bretter aufgrund ihrer Konstruktion öfters gewachst werden müssen. Eine Tube oder Flasche Wachs reicht für ca. 20 Anwendungen und kostet ca. 10 €. Das Geld und die Zeit, die man fürs Wachsen investiert, sind also gut angelegt.

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